197. Mönchengladbacher Erklärung

Mönchengladbacher Erklärung

Wir, die Mönchengladbacher Bürgerinnen und Bürger, sind gegen die Einrichtung der „Islamschule“ des Vereins Einladung zum Paradies. Wir wehren uns gegen demokratiefeindliche, grundrechtsverletzende und frauenfeindliche Bestrebungen. Dabei lassen wir uns von keiner politischen oder religiösen Strömung vereinnahmen und erklären:

Wir sind gegen Ganzkörperschleier (Burka) und Gesichtsschleier (Niqab), denn wir wollen offenen Blickkontakt mit allen unseren Nachbarn. Wir leben nicht mehr wie im Mittelalter in Stämmen oder Clans, wir haben keine Ghettoisierung in Juden-, Christen- und Moslemviertel. Für alle Menschen gilt dasselbe Recht, unabhängig von Geschlecht, Religion, Herkunft oder sexueller Orientierung. Jeder hat das Recht auf freie Partnerwahl oder das Recht, als Single zu leben, Ehen werden nicht durch die Familie arrangiert.

Gemeinsam mit allen Bürgern unserer Stadt wollen wir eine auf der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte (1948) und dem Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland (1949) beruhende Stadtkultur leben, in der Menschen selbstbestimmte Persönlichkeiten sind. Religion ist Privatangelegenheit, jeder Mensch kann die Religion wechseln oder religionslos sein.

Wir sind erschrocken, wenn Salafisten in unserer Nachbarschaft eine Islamschule betreiben wollen, an der gelehrt wird, die Demokratie sei eine „falsche Religion“, Islamapostaten müssten getötet werden, die Ehefrau solle ihrem Mann bedingungslos gehorchen und Nichtmuslime seien Menschen sittlich geringeren Wertes.

Wir sind alarmiert, dass Demokratiegegner in unserer Stadt die Glaubens- und Bekenntnisfreiheit dazu missbrauchen, den säkularen Rechtsstaat auf Dauer durch einen Gottesstaat (Kalifat) zu ersetzen. Wir lassen nicht zu, dass die erst nach Jahrzehnten mühsam errungene Gleichberechtigung von Mann und Frau nun im Namen der Religion außer Kraft gesetzt wird.

Wir wollen diese Islamschule nicht!

05.09.2010, V.i.S.d.P. Gabi Schmidt, i.so.l.de@gmx.de

4 Antworten to “197. Mönchengladbacher Erklärung”

  1. Karsten Hilchenbach Says:

    Optimal, danke. Gegenüber der Fassung vom 02.09.2010 ist die Lesbarkeit gestiegen, und Burka und Niqab sind explizit genannt. Ohne die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte (AEMR 1948) zu nennen hätte es gar nicht funktioniert, und das infantil und fremdenfeindlich wirkende „Wir wollen keine Nachbarn“ aus der Version vom 26.08.2010 ist glücklicherweise weiterhin weggelassen worden. Von mir aus so lassen – ich stimme zu.

  2. Gernot Says:

    Religionsfreiheit hin oder her: Auch als Atheist hat man ein Recht darauf, nicht ständig von den Propagandisten dieser merkwürdig gekleideten Anhänger obskurer orientalischer Kulte belästigt zu werden.

  3. Jacques Auvergne Says:

    Lieber Gernot,

    vielen Dank für Ihren Kommentar, Sie betonen den Wert der so genannten negativen Religionsfreiheit, die man ja mit „Lass mich mit deinen Göttern in Ruhe, verschone uns mit deinem Seelen rettenden Weltbild und Gesellschaftsmodell!“ übersetzen könnte und sollte.

    Mohammed war Staatsgründer, Islam ist Staat. Der Ayatollah ist oberster Richter, der Mufti klärt (dem Koran und den Hadithen nachgeordnete) juristische Rechtsfragen, und wer der Fatwa nicht Folge leistet, wird wahrscheinlich in den Flammen der Hölle schmoren.

    Mohamed Seyfudin Ciftci ist im Sinne des wahhabitischen Islam durchaus als Familienrichter, Rechtsberater, Standesbeamter und Rechtsgutachter zu verstehen. Wir haben aber in Deutschland bereits eine Rechtsordnung, an einer zweiten ist kein Bedarf. Ein ‚jenseitszentriertes‘ Recht hat Europa mit Inquisition und Hexenverbrennung auch längst überwunden.

    Auch wollen wir keine Vielweiberei und keine zwölf- oder neunjährigen Ehefrauen, auch nicht im Namen der multikulturell praktizierten Gottesfurcht. Die Steinigung der Ehebrecherin ist für uns kein Ausdruck von persönlicher Spiritualität, sondern von politischer Barbarei. Herr Ciftci sieht das allerdings anders und bildet seine 200 Fernstudenten entsprechend gegenmodern aus, er hält den Apostatenmord für sittlich geboten, natürlich nur im idealen (islamischen) Staatswesen.

    Der Anspruch auf Rechtsgehorsam, den der orthodoxe (= politische) Islam stellt, ist bei den Politikern der freiheitlichen Demokratien noch viel zu wenig verstanden worden.

    Den deutschsprachigen Salafismus und die Stadt Mönchengladbach (250.000 Einwohner) betreffend gibt es vier besonders gut gemachte Texte:

    1. Gabi Schmidt: »Aufruf zum freiheitlich demokratischen Bürgerprotest«

    196. Protest gegen Salafistenzentrum

    2. Edward von Roy: »Islamschule ist …?«

    193. Islamschule ist …?

    3. Schmidt, von Roy, Offener Brief an Oberbürgermeister Norbert Bude

    http://gleichberechtigungjetzt.wordpress.com/2010/08/10/keine-islamschule-in-moenchengladbach/

    4. Schmidt, von Roy, Offener Brief an Gleichstellungsbeauftragte Brigitte Brouns

    http://gleichberechtigungjetzt.wordpress.com/2010/08/25/brigitte-brouns/

    Die kulturelle Abschottung, wie sie die Salafisten betreiben, erzieht zum Ekel vor den Nichtmuslimen und zur geheiligten Hochnäsigkeit. Die Salafisten behaupten weiter, den ‚wahren Islam‘ zu vertreten.

    Atheisten gibt es selbstverständlich auch in arabischsprachigen Weltgegenden und in der göttlichen Diktatur Iran, sie sind leider oft äußerst bedroht und werden nicht selten ermordet.

    Unsere Politiker sind zu feige, Delegationen von Ex-Muslimen offiziell einzuladen, statt dessen gehen sie zum Fastenbrechen zu der postmodernen bzw. vormodernen ‚Sorte Mensch‘ namens „die Muslime“ und nennen den Islam faktenfern eine „im Kern friedliche Religion“ (Hans-Gert Pöttering, Horst Köhler). Unseren säkularen Muslimen wie Necla Kelek macht derlei Islamverteidigung das Leben nicht gerade einfacher.

    Mit freundlichen Grüßen
    Jacques Auvergne

    Zum Weiterlesen:

    Opening the way for the Muslim law. The universal Weltanschauung of Dr. Cerić

    159. Mustafa Cerić

    „Wir haben abgeschworen!“
    Warum die Kampagne des Zentralrats der Ex-Muslime ein Tabu bricht

    http://www.ex-muslime.de/indexKampagne.html

  4. Cuerno Says:

    Die Naqschbandi-Sufis aus der Osmanischen Herberge in Kall-Sötenich werden in Mönchengladbach gerade zum Zwecke der Beschwörung eines ‘friedlichen Gesamt-Islam’ nutzbar gemacht, um die irgendwie unangenehmen Bärtigen und Tschadorfrauen von ‘Einladung zum Paradies’ von der Ansiedlung einer Online-basierten Bildungsstätte abzuhalten. Motto: Salafiyya ist böse, weil Islam gut ist.

    Gestern in Mönchengladbach. Jurist und Theologe Wilfried Schultz verherrlichte den Sufismus, um den Salafismus aus dem Stadtviertel Eicken zu treiben und lud einen ZMD und Islamrat nahestehenden Scheich nebst Gefolge auf die Bühne. Der durfte bedauern, dass Saudi-Arabien eine Monarchie ist und “den Islam nicht lebt, keine Scheria hat”, sondern grausamerweise die Reisepässe der Mekka-Pilger für die Aufenthaltsdauer einkassiert.

    Naja, das musste wohl so kommen, der Dialog ist ausgebrochen. Empörte Bürger traten protestierend aus dem Verein “Bürger für Mönchengladbach” aus, anderen erscheint der Kurs der Bürgerinitiative Eicken, den Islam pauschal zu verharmlosen, um die Wahhabiten / Salafisten von ‘Einladung zum Paradies’ zu belasten, unaufrichtig und zum Scheitern verurteilt.

    Die gestern abend irgendwie beglückt dargebotenen Naqschbandi-Sufis aus Mönchengladbach-Wickrath gehören zum Haqqani Trust – Verein für neue deutsche Muslime, ihr Oberhaupt ist der auf Zypern lebende Scheich Nazim al-Qubrusi al-Haqqani. In Deutschland spielt Konvertit Scheikh Hassan Peter Dyck von der Osmanischen Herberge (Vereinsregister: Amtsgericht Mönchengladbach Nr. 1638) in Kall-Sötenich eine wesentliche Rolle.

    Selbstverständlich will Sheikh Ahmed Yasin dieselbe Sunna und die selbe Scharia wie der wahhabitisch-salafistische Sheikh Muhamed Seyfudin Ciftci, doch die Perspektive, mit dem guten Scheich gegen den bösen Scheich zu kämpfen, ist für Eickens Freunde der wachsenden Faktenferne irgendwie erregend.

    Der Haqqani Trust – Verein für neue deutsche Muslime ist Mitglied des Islamrats für die Bundesrepublik Deutschland und des Zentralrats der Muslime in Deutschland (ZMD).

    Der größte Mitgliedsverein des Islamrats ist die radikalislamisch-nationalistische türkische Islamische Gemeinschaft Milli Görüs (IGMG).

    Der ZMD steht der Muslimbruderschaft nicht fern, sein Mitgliedsverband Islamische Gemeinschaft in Deutschland (IGD) kann uns als der deutsche Zweig der Muslimbrüder gelten.

    Für die ”mystisch” und ”spirituell” tuenden Sheikh Hassan Dyck und Sheikh Ahmed Yasin ist die Nähe zum Gedankengut von Necmettin Erbakan oder Sayyid Qutb völlig unproblematisch, das wiederum möchte Dialogfreund Wilfried Schultz nicht problematisiert wissen.

    Sheikh Ahmed Yasin fühlt sich vom Schariavorbehalt der Islamischen Charta des ZMD bestens vertreten. Dort heißt es: ”Es besteht kein Widerspruch zwischen der islamischen Lehre und dem Kernbestand der Menschenrechte. Zwischen den im Koran verankerten, von Gott gewährten Individualrechten und dem Kernbestand der westlichen Menschenrechtserklärung besteht kein Widerspruch.”

    Im ”Kern” sind AEMR und GG also völlig in Ordnung, schließlich ist der Islam von Sunna und Scharia, wie Sheikh Ahmed Yasin uns weismachen will, eine ”im Kern friedliche Religion”.

    Ob Apfel oder Atom: Ohne Hülle kein Kern. Angesichts der Kern-Begrifflichkeit der Islamischen Charta fragt man sich doch, welche Menschenrechte und Freiheitsrechte künftig – in aller Toleranz – der ”Hülle” zuzurechnen und somit verzichtbar sind.

    http://www.zentralrat.de/3035.php

    Nach dem Gebot des tadscharrud (Ich-Abstreifung), der Persönlichkeitsentwerdung, sind die Kerkermauern und Ketten der Scharia so lange zu meditieren, bis sie als Wonne und Glückseligkeit wahrgenommen werden. Sufismus ist somit keineswegs ”Islam minus Scharia”, sondern ”Scharia plus Ekstase”.

    Schleierzwang, Zweitfrau und Apostasieverbot sind für Sufis alles eine Frage der ”Mystik” und ”Spiritualität”. Allahs Gesetz ist zu verwirklichen – auch in Mönchengladbach-Eicken.

    http://www.rp-online.de/niederrheinsued/moenchengladbach/nachrichten/Warnung-vor-den-Salafisten_aid_915586.html

    Der mystische Islam ist vielseitig einsetzbar, die ‘abrahamische Monotheistin’ Edith Lutz nutzt die Infrastruktur der Sufis für ihr Kindergartenprojekt in Gaza (nicht besser Minikalaschnikows statt Klangschalen?), Theologe Wilfried Schultz vertreibt mit dem Naqschbandi-Knoblauch den salafistischen Vampir.

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